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Accessibility: Warum barrierefreie Websites ab 2025 unverzichtbar sind

03.02.2025

Barriere­frei­heit im digitalen Raum ist heute wichtiger denn je. Web­sites und Applikationen, die für alle Nutzer:innen zugänglich sind, schaffen nicht nur Inklusion und eine bessere User Experience, sondern erfüllen auch wichtige regulatorische Vorgaben.

Digitale Barrierefreiheit ist ein zentraler Bestand­teil einer guten User Experience und sorgt dafür, dass Websites und Appli­ka­tionen für alle Menschen nutz­bar sind. Unter­nehmen, die Barriere­frei­heit konsequent umsetzen, profi­tieren nicht nur von einer grösseren Reich­weite, sondern auch von einer besseren Usability und einer stärkeren Marken­wahr­nehmung.

Doch was bedeutet digitale Barriere­freiheit konkret? In diesem Beitrag beleuchten wir die wich­tigs­ten Aspekte – von den Mehrwerten barriere­freier Websites über die grund­legenden Prinzipien bis hin zu den geltenden und kommenden gesetzlichen Vorgaben.

  1. Mehrwert barrierefreier Websites
  2. Die vier Grundprinzipien von Accessibility: POUR
  3. Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG)
  4. Gesetzliche Vorgaben ab 2025
  5. Fazit: Barrierefreiheit als Chance für alle

Mehrwert barrierefreier Websites

Barrierefreie Websites bieten nicht nur Vor­teile für Menschen mit Behin­der­ungen, sondern verbessern auch die Usability für alle Nutzer:innen.

  • Erweiterung der Zielgruppe: In der Schweiz leben gemäss Bundesamt für Statistik rund 1,8 Millionen Menschen mit einer körperlichen oder kognitiven Ein­schränkung – etwa 20 % der Be­völ­kerung. Hinzu kommt eine grosse Anzahl Menschen mit Migrations­hintergrund oder Lese­schwäche, die von einfacher Sprache profitiert. Diese be­deu­tende Ziel­gruppe wird durch inklusive Web­präsenzen adressiert. Barrierefreiheit erweitert somit die Zielgruppe, übernimmt Verantwortung und eröffnet Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten.
  • Zukunftssicherheit: Die frühzeitige Imple­mentierung von Barriere­freiheit hilft Unter­nehmen, zukünftige gesetzliche Anforder­ungen proaktiv zu erfüllen und sich einen Wettbewerbsvorteil zu sichern. Barrierefreiheit ist nicht nur ein Trend, sondern wird langfristig eine entscheidende Rolle in der digitalen Landschaft spielen.
  • Bessere Sichtbarkeit und Auffindbarkeit: Accessibility trägt zur Suchmaschinenoptimierung (SEO) und zur Optimierung für künstliche Intelligenz (AIO) bei, da strukturierte, verständliche und zugängliche Inhalte von Suchmaschinen-Crawlern und KI-Modellen (z.B. Large Language Models) besser erfasst und interpretiert werden können. Dies führt zu einer verbesserten Auffindbarkeit in Suchmaschinen und einer besseren Verwertung der Inhalte durch KI-gestützte Systeme.
  • Stärkung der Markenwahrnehmung und Kundenbindung: Barrierefreie Websites signalisieren eine klare Wertehaltung und gesellschaftliche Verantwortung. Dies stärkt das Vertrauen der Nutzer in die Marke und fördert langfristige Kunden­beziehungen. Unternehmen, die digitale Inklusion aktiv umsetzen, posi­tio­nieren sich als sozial und zukunfts­orientiert, was sich positiv auf die Marken­wahrnehmung auswirkt.

Die vier Grundprinzipien von Accessibility: POUR

Barrierefreiheit im digitalen Raum basiert auf vier zentralen Prinzipien, die unter dem Begriff POUR zusammengefasst werden:

  1. Perceivable (Wahrnehmbar): Inhalte müssen so gestaltet sein, dass sie von allen wahr­genommen werden können – zum Beispiel durch alternative Texte für Bilder oder Unter­titel für Videos.
  2. Operable (Bedienbar): Alle Funktionen müssen nutzbar sein, beispiels­weise durch Tastaturnavigation.
  3. Understandable (Verständlich): Inhalte und Navigation müssen leicht verständlich sein, ohne unnötige Komplexität. Hierzu zählt auch der Einsatz von leichter Sprache, die Infor­ma­tionen klar und einfach zugänglich macht.
  4. Robust (Robust): Inhalte sollten mit verschie­denen Technologien und Hilfsmitteln – beispielsweise mit Screenreadern – kompatibel sein.

Diese Prinzipien bilden die Grundlage für ein nutzerfreundliches und barrierefreies Design – und sind zugleich die Basis für die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die klare Standards für digitale Barrierefreiheit definieren.

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Die POUR-Prinzipien der digitalen Barrierefreiheit: Perceivable (wahrnehmbar), Operable (bedienbar), Understandable (verständlich) und Robust (zuverlässig)

Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG)

Die WCAG des World Wide Web Consortium (W3C) sind der internationale Standard für barrierefreie Websites und definieren klare Richtlinien, um digitale Inhalte für alle zu­gänglich zu machen. Sie gliedern sich in drei Konformitätsstufen:

  • A: Basisanforderungen, die erfüllt sein müssen, damit Inhalte zugänglich sind.
  • AA: Zusätzliche Kriterien, die eine breitere Zugänglichkeit sicherstellen.
  • AAA: Höchste Anforderungen, die für maximale Barrierefreiheit sorgen.

Eine optionale Zertifizierung nach den WCAG-Standards kann Unter­nehmen dabei helfen, ihre Bemühungen zur Barrierefreiheit offiziell zu doku­men­tieren und nach aussen zu kommuni­zieren. Solche Zer­ti­fi­zie­rungen steigern das Vertrauen von Nutzern und Partnern und sind ein wichtiges Signal für gesellschaftliche Verant­wortung. Eine detaillierte Übersicht der WCAG 2.1-Richtlinien sowie Informationen zu einer mög­lichen Zer­ti­fi­zie­rung findest du bei der Stiftung «Zugang für Alle», dem Schweizer Kompetenz­zentrum für eine barrierefreie Techno­logie­erschliessung und -nutzung.

Gesetzliche Vorgaben ab 2025

Ab Mitte 2025 tritt der European Accessibility Act (EAA) in Kraft und ver­pflich­tet Unternehmen, die digitale Produkte und Dienstleistungen für Personen innerhalb der EU anbieten, die ent­sprechenden Angebote barriere­frei zu gestal­ten. Ziel des Gesetzes ist es, Barrieren für Menschen mit Behin­derungen abzubauen und einen einheitlichen Standard für Barriere­freiheit zu schaffen.

Die betroffenen Unter­nehmen müssen sicher­stellen, dass ihre digi­talen Produkte den Anfor­de­rungen des EAA entsprechen. Dazu gehören barriere­freie Designs und Inhalte, die regel­mässige Über­prü­fung der Ein­hal­tung der Standards sowie die Bereit­stellung von unter­stützenden Funk­tionen für Menschen mit kör­per­lichen oder kogni­tiven Ein­schränkungen. Verstösse gegen die Vorgaben können rechtliche Konse­quenzen und empfind­liche Sanktionen nach sich ziehen.

Der EAA betrifft unter anderem:

  • Websites und mobile Anwendungen
  • E-Commerce-Plattformen
  • Digitale Dienstleistungen wie Online-Banking

In der Schweiz regelt das Behinderten­gleichstellungs­gesetz (BehiG) zusammen mit der entsprechenden Verordnung (BehiV), welche Websites und Online­angebote barriere­frei sein müssen. Dazu zählen die Websites und Online­services von Bund, Kantonen und Gemeinden sowie von Organisa­tionen, die im Auftrag des Staates öffentliche Dienstleistungen erbringen, wie etwa Verkehrs­betriebe oder Sozialversicherungen. Auch staatsnahe Betriebe wie die SBB oder die Post sowie Projekte, die durch öffentliche Gelder subventioniert werden, sind bereits seit längerem verpflichtet, ihre Online-Präsenzen barrierefrei zu gestalten. Dabei orientieren sich die Anforderungen an den internationalen Standards der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), mindestens auf Stufe AA, um die Nutzung durch Menschen mit Be­hinder­ungen zu gewährleisten.

Derzeit plant der Bundesrat eine Aktuali­sierung der Gesetz­gebung, die voraus­sichtlich an den EU-Standard angelehnt sein wird. Unternehmen, die sich bisher noch nicht auf diese Anfor­derungen einge­stellt haben, sollten jetzt aktiv werden, um die gesetz­lichen Vorgaben recht­zeitig zu erfüllen.

Fazit: Barrierefreiheit als Chance für alle

Barrierefreiheit ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Unter­nehmen, die Accessibility ernst nehmen, schaffen nicht nur inklusive Erlebnisse, sondern setzen auch ein Zeichen für gesellschaftliche Ver­ant­wortung. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um die Weichen für eine barrierefreie Zukunft zu stellen. Wenn du deine Website neugestalten möchtest, kann dir unsere Checkliste «7 Schritte für einen erfolgreichen Website-Relaunch» oder unser Leitfaden «Die wichtigsten Erfolgsfaktoren für Corporate Websites» hilfreiche Einblicke geben. Darüber hinaus stehen wir dir als interdisziplinäres Team mit ausgewiesener Erfahrung aus zahlreichen Accessibility-Projekten gerne für einen Austausch zur Verfügung.

Du willst deine Website oder deine digitalen Services barrierefrei gestalten?

Lass uns darüber sprechen.

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