16.09.2024
An der Schnittstelle zwischen Unternehmergeist und Kreativität liegen die wertvollen Werkzeuge, die als Kreativitätstechniken bekannt sind.
Diese Techniken nutzen die Verknüpfung von Inspiration und Innovation und führen zu kreativen Ideen, die ganze Branchen revolutionieren und Kundenbedürfnisse auf aufregende neue Weise bedienen. Doch was genau sind Kreativitätstechniken und wie können Unternehmen sie nutzen, um neue Ideen zu fördern, oder einer Herausforderung mit einem neuartigen Ansatz zu begegnen?
Das Geheimnis der Kreativitätstechniken liegt darin, dass es kein Geheimnis gibt. Eine erfolgreiche Kreativitätstechnik stellt Annahmen in Frage und ermöglicht es, bestehende Methoden durch neue Ideen und Kreativität zu erweitern. In diesem Artikel stellen wir 5 bewährte Kreativitätstechniken vor, um Ideen zu generieren, bestehende Services oder Produkte zu verbessern und Herausforderungen mit innovativen Lösungsansätzen zu meistern. Hier kannst du unser Toolkit mit Vorlagen kostenlos herunterladen.
The 5 «Whys»
Time Frame
30-60min
Group Size
2-10
Difficulty Level
Beginner
Materials
Pens, Paper, Whiteboard
Diese einfache und wirkungsvolle Methode hilft dabei, zum Kern eines Problems oder einer Herausforderung vorzudringen. Oftmals beschäftigen wir uns nämlich zu schnell mit der Lösungsfindung, ohne uns sicher zu sein, was das zugrundeliegende Problem ist.
Nachdem das Problem definiert wurde, wird – wie der Name schon sagt – fünfmal die Frage nach dem „Warum“ gestellt. Die sich daraus ergebenden Antworten und Erklärungen dienen anschliessend als Ausgangspunkt für eine kreative Problemlösung.
Zunächst wird in der Gruppe eine Problemstellung erarbeitet und schriftlich zum Beispiel auf einem Flipchart oder auf einem Online-Whiteboard festgehalten. Dies hilft, die Gruppe zusammenzubringen und sich auf die spezifische Herausforderung zu einigen. Idealerweise wird die Problemstellung so prägnant wie möglich formuliert, wie zum Beispiel: «Die Kunden sind mit der Qualität unseres Produkts ABC unzufrieden».
Sobald die Herausforderung dokumentiert wurde, werden die Anwesenden gefragt, warum (WHY) dieses Problem besteht. Die Antwort wird dann diskutiert und in einer weiteren prägnanten Formulierung der Problemstellung zusammengefasst. Dieser Vorgang wird anschliessend bis zu drei Mal wiederholt und auf diese Weise immer weiter zum Kern des Problems vorgedrungen. Sobald das Team der Meinung ist, die Ursache des Problems gefunden zu haben, wird der Fragezyklus beendet. Sollte die Ursache nach wie vor nicht klar sein, wird erneut nach dem «Warum» gefragt.
Nun ist das Problem bekannt und es können in einem nächsten Meeting oder Workshop Lösungen entwickelt werden. Einen möglichen Ansatz hierfür findest du im nächsten Abschnitt.
Six Thinking Hats
Time Frame
30-60min
Group Size
2-40
Difficulty Level
Intermediate
Materials
Colorful hats (optional)
Bei der 6-Hüte Methode (im Original „Six Thinking Hats“) soll ein Thema oder eine Fragestellung aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. Jeder der sechs Denkhüte steht dabei für eine andere Perspektive und vertritt eine bestimmte Problemlösequalität, Position oder Denkrichtung. Sobald man einer Fragestellung gegenübersteht, können im Team symbolhaft verschiedene Denkhüte aufgesetzt werden, die helfen sollen, die Herausforderung aus verschiedenen Augenwinkeln zu beleuchten.
Die sechs Hüte unterscheiden sich wie folgt:
- Der weisse Hut steht für…
eine neutrale Haltung: faktisch orientiert, achtet auf Daten und Informationen, Sachlichkeit und ist vollkommen unabhängig von der persönlichen Meinung. Dieser Hut eignet sich gut, um sich einen Überblick der Situation zu verschaffen. - Der rote Hut steht für…
eine emotionale Haltung: Gefühle, Intuitionen. Dieser Hut spricht alles Gefühlsmässige an, ohne sich rechtfertigen zu müssen. - Der gelbe Hut steht für…
eine positive Haltung: Vorteile, Möglichkeiten und Chancen. Dieser Hut hilft dabei, das Positive zu entdecken und auch Hoffnungen und erstrebenswerte Ziele festzuhalten. - Der schwarze Hut steht für…
eine negative Haltung: Nachteil, Risiken und Gefahren. Mit diesem Hut wird auf alle sachlichen Argumente gegen die Fragestellung bzw.das Thema aufmerksam gemacht. - Der grüne Hut steht für…
eine kreative Haltung: Ideen, Neues und Alternativen. Dieser Hut hilft dabei, zu formulieren, was zu neuen Ansätzen führt – egal wie unrealistisch es klingen mag. - Der blaue Hut steht für…
eine objektive Haltung: Synthese, Schlussfolgerung und Organisation des Denkprozesses. Mit diesem Hut blickt man von einer übergeordneten Stelle auf den gesamten Diskussions- und Denkprozess und fasst die Ergebnisse und/oder Entscheidungen zusammen.
1, 2, 4, ALL!
Time Frame
5-30min
Group Size
10-40+
Difficulty Level
Beginner
Materials
Post-its, Paper, Pens
Sobald die Herausforderung klar definiert ist, geht es darum, mögliche Lösungsansätze zu finden. Das kollaborative 1, 2, 4, ALL!-Workshopformat eignet sich bestens, um Ideen zur Lösung eines Problems in der Gruppe zu entwickeln.
Im Grunde genommen ist 1, 2, 4, ALL! eine Variante des beliebten und allseits bekannten Brainstormings. Die Technik zielt darauf ab, die Teammitglieder schrittweise zum Nachdenken anzuregen – zunächst einzeln, dann in immer größeren Gruppen. So kann, ausgehend von einem bestimmten Thema, gemeinsam eine Lösung erarbeitet werden.
In einem ersten Schritt wird im Workshop das Thema vorgestellt, um das sich alles drehen soll. Dies geschieht typischerweise in Form einer klar formulierten Frage, die allen Teilnehmenden klar sein sollte. Als nächstes hat jede:r Teilnehmende 1 Minute Zeit in stiller Selbstreflexion sich mit der Fragestellung auseinanderzusetzen und die persönlichen Antworten darauf zu notieren.
In einem zweiten Schritt werden die einzeln erarbeiteten Lösungsansätze in Zweiergruppen besprochen und weitere Ideen entwickelt. Hierfür stehen 2 Minuten Zeit zur Verfügung. Danach haben die Teilnehmenden 4 Minuten Zeit, sich zu viert auszutauschen, weitere Ideen zu erarbeiten und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede der bisher formulierten Ideen festzuhalten.
Im letzten Schritt stellt sich die Frage, welche Idee in den Gruppenkonversationen besonders hervorgestochen ist. Dazu kommt die gesamte Gruppe zusammen und jede Vierergruppe stellt ihre relevanteste Idee vor.
Anschliessend sollten die vorgestellten Ideen von der Gruppe als Kollektiv bewertet werden. Für diesen Schritt eignet sich beispielsweise die nachfolgend vorgestellte Dotmocracy-Technik.
Dotmocracy
Time Frame
5-30min
Group Size
2-40+
Difficulty Level
Beginner
Materials
Post-its, Pens
Dotmocracy (oder auch Dotvoting) eignet sich bestens, wenn es darum geht, Ideen oder Lösungsansätze zu bewerten, zu priorisieren und zu selektieren. Diese Methode unterstützt ein Team dabei, schnell und auf demokratische Art und Weise zu erkennen, welche Idee am beliebtesten und relevantesten ist.
Bevor es losgeht, ist es wichtig, die Anwesenden über das Vorhaben und die damit verbundenen Ziele zu informieren: den Teilnehmenden sollten die Schritte, die nach dem Dotvoting anstehen, so klar wie möglich sein. So wird sichergestellt, dass die Dotmocracy abgestimmt auf die Zielsetzung erfolgt.
Startpunkt für Dotmocracy ist eine Wand oder ein Online-Whiteboard, wo alle Ideen (pro Idee, ein Post-it) ersichtlich sind. Damit das Dotvoting möglichst effizient vonstatten geht, werden zunächst alle ähnlichen Ideen gruppiert und Duplikate entfernt – denn je weniger Optionen es gibt, desto klarer und einfacher wird die Abstimmung.
Nun erhält jede:r Teilnehmer:in eine festgelegte Anzahl von (virtuellen) Klebepunkten. Die sinnvolle Anzahl Klebepunkte ist dabei von der Anzahl zur Auswahl stehenden Ideen abhängig. Die Gruppenmitglieder verteilen damit ihre Punkte auf die Ideen, die sie für am besten halten. Die Punkte können dabei beliebig verteilt werden: je ein Klebepunkt auf eine Idee oder gar alle Punkte auf eine Idee.
Die verteilten Punkte zeigen nun auf, welche Optionen gemäss der Abstimmung am meisten Zuspruch erhalten haben. Nun kann man sich als Gruppe basierend auf dem Dotvoting für die Idee mit den meisten Stimmen entscheiden oder die jeweiligen Vorteile sowie die Priorisierung diskutieren, bevor es zur Entscheidung kommt.
Oftmals ist die Entscheidungsfindung bei innovativen Ideen jedoch Komplex, da viele Faktoren wie beispielsweise Budgetfragen oder die technische Realisierbarkeit in Betracht gezogen werden müssen. Um das zu vereinfachen und die Ideen zu bewerten, eignet sich beispielsweise die How-Now-Wow-Matrix, welche im nächsten Abschnitt vorgestellt wird.
How-Now-Wow Matrix
Time Frame
30-60min
Group Size
10-40
Difficulty Level
Intermediate
Materials
Flip Charts, Voting Dots
Die How-Now-Wow-Matrix ist ein Instrument zur Bewertung und Auswahl von Ideen, welches ein Team dazu bringt, jede Idee anhand von 2 Parametern abzuwägen.
Die Basis für diese Methode bildet die 2X2 Matrix, die du hier herunterladen kannst. Die X-Achse beschreibt die Originalität der Idee, wobei die Y-Achse den Schwierigkeitsgrad der Umsetzung aufzeigt. Jeder Quadrant widerspiegelt eine Kategorie:
- Now: Hier werden Ideen festgehalten, die einfach umsetzbar sind. Oftmals handelt es sich hierbei um «low hanging fruits», die zu inkrementellen Verbesserungen führen oder bestehende Lücken in Prozessen schliessen.
- How: In diesem Quadranten befinden sich ausgefallene Ideen, die eine grosse Wirkung hätten – wenn da nicht die Technologie- oder Budgetbeschränkungen wären.
- Wow: Wow-Ideen sind die Ansätze, die im Rahmen der derzeitigen Realität (z.B. Budget, Technologie Stack) das Potenzial haben auch grosse Veränderungen herbeizuführen.
Falls sich das Team physisch trifft, werden die Ideen, die sich aus der Ideen-/Lösungsfindungsphase ergeben haben, auf Flipcharts notiert und im Raum verteilt. Auf einem Online White-Board werden die Ideen auf grossen Sticky Notes vermerkt.
Nun erhält jedes Gruppenmitglied 9 (virtuelle) Klebepunkte: 3 How, 3 Now, 3 Wow. Der Einfachheit halber kann man sich auch auf drei Farben von Klebepunkten einigen, die den jeweiligen Quadranten widerspiegeln: z.B. How = gelb, Now = blau, Wow = grün.
Jedes Teammitglied erhält nun die Möglichkeit, für die drei aus ihrer/seiner Sicht besten Ideen der How, Now und Wow Quadranten zu stimmen, indem die Klebepunkte verteilt werden. Sobald alle Teilnehmenden abgestimmt haben, werden die Anzahl der Punkte unter jeder Idee zusammengezählt, um die Ideen in How, Wow oder Now zu kategorisieren. Dabei gilt: die höchste Anzahl einer bestimmten Farbe/Kategorie gewinnt. Sollte es zu einem Gleichstand zwischen Now und Wow kommen, gewinnt Now. Kommt es zu einem Unentschieden zwischen How und Wow, wird die Idee als Wow kategorisiert. Nun steht man vor einer kategorisierten Ideensammlung, die man weiter bearbeiten kann und hat damit möglicherweise die Grundlage für die erfolgreiche Transformation sowie Weiterentwicklung des eigenen Geschäfts geschaffen.
Fazit
Mit diesen einfachen und dennoch innovativen Ansätzen wirst du im Nu von einer Flut kreativer Impulse umgeben sein. Egal, ob du die eine oder andere Kreativitätstechnik zum ersten Mal ausprobierst; du und dein Team werdet garantiert dazulernen.
Die 5 Kreativitätstechniken gibt es als praktischen PDF Download
14.08.2023